Makler feiern und warnen
Auf dem Immobilientag des Rings Deutscher Makler ist das Thema Mietendeckel
allgegenwärtig. Der Zeitpunkt war ungewollt treffend gewählt: Mitten in die hitzige Diskussion um einen möglichen Berliner Mietendeckel hinein, lud der Berliner Ring Deutscher Makler (RDM) zum Immobilientag in das Hotel Berlin ein. Und es dauerte nur wenige Minuten, bis das Thema zur Sprache kam. „Der Berliner Mietendeckel wird katastrophale Auswirkungen haben“, sagte der Vorstandsvorsitzende des RDM-Berlin-Brandenburg, Markus Gruhn. „In Zukunft wird kein Vermieter mehr in leer stehende Wohnungen investieren. Die Vertrauensbasis in den Berliner Senat ist stark beschädigt, wenn nicht zerstört.“
Auch in der Pause beruhigte sich Gruhn nicht. „Mit dem Mietendeckel geht die Immobilienwirtschaft kaputt“, sagt Gruhn. „Aber das wollen Sie ja.“ Der Mietendeckel werde ja zu einer Immobilien- und Bankenkrise führen. Manche Kredite werden nicht mehr erfüllt werden können, weil die Banken neue Sicherheiten für die dann weniger werthaltigen Wohnungen und Gebäude verlangen. Und weil das Land nicht mit dem Neubau nachkomme, „wird es dann als letztes Mittel eine Zuzugssperre in Berlin für Auswärtige geben“, erzürnt sich Gruhn.
Die Senatspläne seien ein schlimmer Rückfall in alte Zeiten. „Schon 1936 hatten die Nationalsozialisten ein Mietstoppgesetz verabschiedet, um deutsche Familien vor steigenden Wohnkosten zu schützen“, sagt der RDM-Chef weiter. „Die SED hat dieses Gesetz dann eins zu eins übernommen mit der Folge, dass die Häuser vergammelten und dass in Immobilien nicht mehr investiert werden konnte.“
Inzwischen hat sich Jürgen Leibfried dazugestellt. Der Begründer der Bauwert-Immobiliengruppe sieht schwere Zeiten auf die Berliner SPD zukommen. Wenn sich der Mietendeckel nach zwei Jahren als Verfassungswidrig herausgestellt haben werde und die Mieter die gesenkten Kosten an die Vermieter zurückzahlen müssten, „dann kann die SPD einpacken“, sagt Leibfried. Wer auch immer sich an diesem Morgen an einen Tisch stellte, wurde mit dem immer gleichen Thema konfrontiert. Der geplante Mietendeckel erregt die Makler in der Stadt. Kein Wunder – würde er doch massiv in ihren Berufsstand eingreifen.
Der erste Gast auf dem Immobilientag kommt an dem Mietenthema ebenfalls nicht vorbei. „Was sich hier abspielt, hat mit dem übrigen Deutschland nicht viel zu tun“, sagt der ehemalige Wirtschafts- und Außenminister Sigmar Gabriel (SPD). Es müsse der Stadt ziemlich gut gehen, wenn sie es sich leisten kann, auf eine Randbebauung des Flughafen Tempelhofs zu verzichten. Wenn er in Berlin etwas zu sagen hätte, „könnten Sie sich vor runden Tischen mit allen Beteiligten nicht retten“, sagt der ehemalige SPD-Chef, damit der Neubau endlich in Gang käme. Wichtig sei es, miteinander im Gespräch zu bleiben und die Stadt nicht zu spalten.
Große Riege an prominenten Gästen auf dem Immobilientag
Auch in diesem Jahr hat der RDM wieder eine ganze Reihe an großen Namen für den Immobilientag gewinnen können. Nach Sigmar Gabriel blickten die CDU-Urgesteine Klaus-Rüdiger Landowsky und Wolfgang Bosbach auf ihre Karrieren zurück. AM Mittag stritten sich FDP-Chef Christian Lindner und Gregor Gysi (Linke) über aktuelle politische Herausforderungen. Danach entwarf der ehemalige CDUFraktionschef im Bundestag Friedrich Merz (CDU) „Perspektiven der Wirtschaftspolitik“. Den Abschluss bildeten der Verleger Dieter Blümmel und die Schauspielerin und Immobilienunternehmerin Jessica Stockmann.
Quelle: Jens Anker, Berliner Morgenpost vom Samstag, 31.08.2019