Kolumne von Georg Gafron

Nicht alles, was wahr ist, darf auch wahr sein. Und seien es auch nur Dinge, über die man einfach nicht spricht. Dieser Tage saß ich mit einigen Vermietern von Wohnungen zusammen. Natürlich spielte der Mangel an bezahlbarem Wohnraum eine Rolle am Tisch. Einer übte Kritik an Vermietern, die ihre Wohnungen einfach leerstehen ließen. Die Entgegnung kam prompt: „Also ich lasse zurzeit zwei Häuser im Wedding und eins in Neukölln komplett leerstehen.“ Sein Tischnachbar fragte erstaunt: „Aber Du hast doch vor gar nicht allzu langer Zeit getönt, bei Dir sei alles voll und auch die Mieten kämen pünktlich?“ „Ja, und Du wirst lachen – der Mieter war auch solvent. Sämtliche Wohnungen waren von den Jobcentern und staatlichen sozialen Diensten gemietet – absolut pünktliche Zahler. Jetzt bin ich aber aus allen Verträgen ausgestiegen.“

Einige in der Runde schmunzelten wissend, andere waren erstaunt. Der Angesprochene schaute sich vorsichtig um, ob vielleicht Lauscher am Nebentisch sitzen, denn er, so sagte er dabei, wolle ja nicht als Rassist, oder noch schlimmer, AFD-Wähler verdächtigt werden. Fast flüsternd fuhr er fort: „Bringen Sie mal Mieter aus elf unterschiedlichen Nationen, unterschiedlichen Religionen und Kulturen unter ein Dach. Dazu kommen die ewigen Sozialfälle. Die Polizei ist Dauergast: da werden die Frauen verprügelt, da sind Manche schon am frühen Morgen volltrunken. Und das Beste: Einige räumen das Mobiliar – einschließlich Toilettenbecken und Fenster – komplett aus, um es auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen. In Wohnungen, die für vier Personen gedacht waren, halten sich nicht selten 12 – 15 Menschen aus dem Kreis der Großfamilie, der Bekannten und Freunde auf. Selbst deutsche Familien, die sehnsüchtig nach einer Wohnung suchen, winkten nach dem ersten Eindruck dankend ab und suchten das Weite.

Auch ständige Renovierungen können den schnellen Wertverfall der Immobilie nicht stoppen, beispielsweise müssen monatlich die Flure aufgrund der massiven Verunreinigungen neu gestrichen werden. Ein Umstand, der sich nicht zuletzt dadurch erklären lässt, daß bei der hohen Belegungszahl in den Wohnungen, die Kinder zum Spielen einfach auf die Flure geschickt werden. Sie sind die eigentlich

Leidtragenden dieser Zustände. Selbst Leerstand ist auf Dauer günstiger als diese Art von Vermietung.“

Wie gesagt: Es gibt Wahrheiten, die dürfen einfach nicht wahr sein. Am Ende, und das ist ja klar, sind wir, die Vermieter, wieder an allem schuld.