Spitz auf Knopf – Immobilienbrief
Kolumne von Georg Gafron
Irgendeine Gruppe der Gesellschaft ist immer der Punchingball. Mal sind es die Zahnärzte, dann mal wieder die Taxifahrer, das Personal in Hotels und Gaststätten und schließlich mit Vorliebe lahme Beamte oder unfreundliche Polizisten. Nicht zu vergessen natürlich auch die Wetterfrösche in den Medien, die im Empfinden der meisten Menschen immer knapp an der Realität vorbei schwadronieren. Meckern gehört eben einfach dazu.
Eine Gruppe aber toppt alle: Das sind die Wohnungsvermieter und Immobilienverwalter. Fällt Journalisten gar nichts mehr ein, ist Crime und Sex schon abgehandelt, bleibt immer noch das Ekel vom Hauseigentümer mit seiner Wuchermiete und Gutsherrenart. Doch ist das wirklich so? Mitnichten. Das Beratungsunternehmen Analyse & Konzepte immo. consult. wollte es genauer wissen. Die Ergebnisse der repräsentativen Studie wurden jetzt im „Servicemonitor Wohnen“ veröffentlicht: Danach, man lese und staune, sind 80 % aller Mieter mit den Leistungen ihres Vermieters zufrieden, unter ihnen sogar jeder 4. sehr zufrieden. Als besonders wichtig für das Mietverhältnis wurden die Verbindlichkeit von Zusagen, Freundlichkeit und Höflichkeit im Umgang sowie die Einhaltung von vereinbarten Terminen genannt.
Die digitale Welt hat auch auf diesem Sektor hierzulande noch nicht die Oberhand gewonnen. Ungeachtet eines langsam wachsenden Anteils von Emails, Mieter-Apps und Kundenportale bevorzugt immer noch eine deutliche Mehrheit der Mieter das Telefon zur Kommunikation. 9 von 10 Mietern kennen die Telefonnummer ihres Vermieters auswendig. Auch bei kleineren Problemen, beispielsweise wenn der Wasserhahn tropft, die Heizung nicht richtig warm wird oder die Haustür klemmt, werden Vermieter oder Verwaltung zu Partnern.
Zum oftmals leidigen Thema Miethöhe: Die größte Zufriedenheit mit den Wohnkosten empfinden Ehepaare über 65 Jahre mit langjährigen Mietverträgen. 13 % halten ihre Miete sogar für zu gering. Ganz anders sieht es bei Alleinerziehenden, in der Regel Frauen, aus. Hier empfindet jede Zweite die Miete als unangemessen hoch. Diese Gruppe würde sogar die Wohnfläche verringern, um die Miete zu senken. Ein Drittel wäre auch bereit, aus diesem Grund in eine weniger attraktive Wohnlage umzuziehen.
Alles in allem Ergebnisse, die zum Jahresanfang positiv überraschen. Aber auch hier ist es, wie es immer ist: Hund beißt Briefträger ist keine Nachricht, aber Briefträger beißt Hund kommt auf die erste Seite.