RDM Neujahrsempfang 2024
Nachdenklich ins neue Jahr
von Georg Gafron
Es ist selten, dass bei einer gesellschaftlichen ‘‘Get together‘‘ alles so gut zusammenpasst: Der Ort, die Auswahl der Gäste, die Redner und nicht zuletzt die perfekte Gastronomie und der Service. All das harmonierte beim diesjährigen Neujahrsempfang des Ring Deutscher Makler Landesverband Berlin und Brandenburg e.V. im traditionsreichen Club des Axel-Springer Verlages in der 19. Etage auf Einladung der WELT, des vom Gründer des Verlages nach dem Mauerbau 1961 als Antwort auf den Todesstreifen der SED, unmittelbar an der Demarkationslinie zwischen Freiheit und Diktatur errichteten Hochhauses.
Dort, wo über fast drei Jahrzehnte der Blick über Betonmauern, Hundelaufanlagen und Wachtürmen über die offene Wunde dieser gequälten Stadt schweifte, ergibt sich heute die Faszination des wiedervereinigten Berlins, der neuen und alten Hauptstadt Deutschlands!
Der an diesem Märzabend in seiner Schönheit so beeindruckende Sonnenuntergang, dessen wohltuend – goldfarbenes Strahlen auch das hölzerne Furnier des Clubs noch einmal edler erscheinen ließ, schien wie vom Gastgeber bestellt.
All das zusammen passte auch zu der Stimmung und Atmosphäre, die diesen Neujahrsempfang besonderer Art prägte. Dazu gehörte auch die von Markus Gruhn, dem Vorstandsvorsitzenden des RDM, ausgewählte Gästeschaar, die jenseits aller politischen und wirtschaftlichen Interessen durch sich selbst Brücken innerhalb der Stadtgesellschaft herstellte. Da waren nicht nur der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU), sondern auch seine beiden Vorgänger Michael Müller und Klaus Wowereit (beide SPD) in trauter Nähe versammelt, wie auch der ehemalige Bundesverteidigungsminister, langjährige Berliner Senator und Verfassungsrechtler Rupert Scholz (CDU) und natürlich der Gastgeber Thomas Exner, Chefredaktion der WELT, ließ es sich nicht nehmen, alle Gäste Persönlich zu begrüßen.
Wie immer nahm Markus Gruhn bei seiner Eröffnungsrede kein Blatt vor dem Mund und scheute sich auch nicht vor harter Kritik, insbesondere an der Wohnungsbaupolitik des Senats. Doch es ging ihm auch um sehr viel Grundsätzlicheres! Ausführlich beschrieb er die neuen Gefahren für Frieden und Freiheit – auch für Deutschland. Ohne jedes Wenn und Aber bezeichnete er den völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine als Zeitenwende, die die bösen Geister der Vergangenheit in die Gegenwart zurückgeholt habe. Es komme jetzt darauf an, anhaltende Solidarität mit dem Freiheitskampf der Ukrainer zu zeigen – auch im Sinne deutscher Interessen. Das Gleiche gälte für das vom Terrorismus der schlimmsten Form heimgesuchte Israel. Kein Zweifel, die dramatischen Veränderungen der Gesamtlage in der Welt und damit auch für Deutschland und unsere Stadt, ließen so manch andere Probleme der Vergangenheit in den Hintergrund treten. Nachdenklichkeit und Besinnung prägten auch diesen Neujahrsempfang.
Optimismus verströmte der immer noch jung im Amt seiende Regierende Bürgermeister Kai Wegner. Sein Schwerpunkt war, wie es auch sein muss, die Stadt Berlin! Über Probleme und Mängel zu reden sei völlig normal, genauso aber, betonte Berlins Nummer 1, komme es darauf an, die großen Chancen, die Berlin biete, immer wieder herauszustellen. Die Potenziale in allen zentralen Bereichen seien längst nicht ausgeschöpft und zeichneten Berlin vor vielen anderen Metropolen aus.
Besondere Freude bei vielen Anwesenden der Berliner Wirtschaftselite löste Wegner mit der Versicherung aus, dass es mit ihm keine Vergesellschaftung von Wohnungsbaugesellschaften geben würde. Ebenso versprach er neue Flächen für den Wohnungsbau zu erschließen. Berlin brauche dringend neuen Wohnraum, dabei dürfe es auch keine Tabus geben. Als Beispiel nannte er das Tempelhofer Feld. wo zumindest eine Randbebauung möglich sein müsse. Der Schwerpunkt liege vor allem auf dem sozialen Wohnungsbau. Mit einem umfassenden Programm solle noch in diesem Jahr die Bürokratie der Genehmigungsverfahren entzerrt und vereinfacht werden. Für den notwendigen Schwung zur Weiterentwicklung der Stadt solle auch die Bewerbung Berlins als Austragungsort für die Olympischen Sommerspiele 2032 sorgen.
Ungeachtet des anhaltenden Beifalls kommentierten einige der Unternehmer die Worte des Regierenden mit der Bemerkung: „Gut gebrüllt, Löwe! Aber erstmal sehen, was hinten rauskommt.“.
Den Abschluss des Reigens der Redner bildete Dr. Gregor Gysi, der den Verband schon öfter sehr erfolgreich als Rechtsanwalt vertreten hat.
Auch er drückte seine tiefe Sorge über die derzeitige Weltlage aus. Dabei sparte er nicht mit Kritik an der Politik des Westens. Als Hauptursache für die Krisen unserer Zeit nannte er die soziale Ungleichheit in der Welt und auch in Deutschland. In charmanter Form, gewürzt mit witzigen Bonmots, überschüttete er das Publikum mit einem Wust an Zahlen, die weder nachvollziehbar noch zur Diskussion im Plenum standen. Schließlich präsentierte sich Gysi als ein Mann, der sich als eine Art “Kaiser der Welt“ zur Lösung aller Probleme unseres Planeten empfahl.
Wohl auch gerade deshalb empfanden ihn große Teile der anwesenden Gesellschaft als lustige Bereicherung und charmante Krönung des Abends.
Bei Espresso und Digestif klang dieser, im späteren Rückblick möglicherweise unvergessliche, Abend aus. Eher nachdenklich als beschwingt begaben sich viele der Teilnehmer auf den Weg nach Hause. Unter den Gästen waren Berlins ehemaliger Finanzsenator und Unternehmer Ulrich Nußbaum, Deutschlands einzige Golden Globe Gewinnerin Filmstar Nastassja Kinski und natürlich waren auch die beiden Ehrenvorsitzenden des Verbandes Wolfgang Gruhn und Thomas Wernicke und Ehrenmitglied Willi Bendzko dabei.