Spitz auf Knopf – Verantwortung zum Nulltarif
Kolumne von Georg Gafron
Alte weise Männer von gestern haben einst das Ziel von Erziehung so beschrieben: Zuerst soll der Mensch lernen, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. In einem weiteren Schritt folgt dann zusätzlich die Verantwortung für Dritte – Freunde in einer Gruppe und schließlich die Familie. Die Höhe menschlichen Wirkens ist dann erreicht, wenn ein Einzelner die Verantwortung für die Geschicke Vieler an der Spitze einer Organisation oder gar in der Politik für die Gemeinschaft übernimmt. Ist er erfolgreich, wird er gelobt. Versagt er, wird er getadelt und aufgefordert, für seine Fehler einzustehen. Das kann materiell geschehen, aber auch durch Verzicht auf alle Ämter und Privilegien. Altmodisch nennt man das „Verantwortung übernehmen und dazu stehen“.
Nur für zwei Bereiche unserer Gesellschaft ist diese Maxime außer Kraft gesetzt. Das eine sind angestellte Topmanager, die nach einem Totalversagen mit einer Millionenabfindung (Schweigegeld?) in ihr Häuschen an der Sonne möglichst für immer verschwinden. Das andere sind die Politiker. Da werden Worte gesprochen und gebrochen, Fehlinvestitionen sind die Regel. Mißmanagement mit verbrannten Milliarden in der Folge – Beispiel BER – werden mit einem müden Lächeln weggesteckt. Keine Reue oder gar Schadenersatzleistung aus eigener Tasche. Jüngstes Beispiel ist die Impfstoffpleite. Für diese Art von Dilettantismus würde jeder mittelständische Unternehmer mit der Insolvenz belohnt. Merkel und ihr Gesundheitsminister Spahn fällt dazu nur ein, „Laßt uns lieber über das Morgen reden und das Gestern schnell vergessen!“. Das ist ungefähr so, als wenn ein alpiner Bergführer nach dem Absturz seiner Gruppe, zurückgekehrt ins Tal, lapidar feststellt: „Mein Gott, ich habe halt einmal den falschen Weg gewählt, aber wie Sie sehen, habe ich den Rückweg wiedergefunden.“
„Verantwortung zum Nulltarif“ – noch länger kann diese Devise nicht toleriert werden, wenn unser Land nicht gegen die Wand fahren soll.
Ihr Georg Gafron