Kolumne von Georg Gafron

Eine richtige Überraschung waren die Ergebnisse der Bundestagswahl für niemanden. Fast monatelang im Vorhinein waren sie absehbar. Auch die möglichen Konstellationen möglicher Bündnisse lagen auf der Hand. Im Kern würde alles so weiter wursteln wie bisher. Nur der kometenhafte Aufstieg der AFD ließ einen Richtungswechsel in der Zukunft erahnen – von den einen als neuer Faschismus gefürchtet, von den anderen als Neuanfang herbeigesehnt.

Wenn es da nicht ein epochales, alles verändernde Ereignis gäbe. Die kalte und harte Verabschiedung der USA von ihren europäischen Ziehkindern, verbunden mit einer Hinwendung zum einstigen russischen Erzfeind. Darüber wundern kann sich nur jemand, der die Entwicklung der letzten Jahrzehnte nicht aufmerksam verfolgt hat. Die USA waren für viele der ewig gütige beschützende Großvater geworden, über den man schmunzeln, ja sich sogar lustig machen konnte. Für die versammelte Linke war Trump der greise Westernheld, ein aus der Leinwand gefallener ungebildeter alter Zausel. In feineren Kreisen, manche nennen sie und sich selbst bürgerlich, zog man die Augenbrauen hoch und hielt an den feinen Tischen der Restaurants diesen kantigen Mann für schlicht „nicht ganz dicht“, selbst der derzeitige Bundespräsident Steinmeier beschimpfte ihn einst als „Hassprediger“ und der Kanzler inspe, Merz, verbat sich in völliger Selbstüberschätzung die neuen Töne aus Washington als Einmischung in deutsche Angelegenheiten.

Nun ist das alles das gute Recht der Betreffenden! Doch wer die Suppe anrührt, muss sie dann freilich auch auslöffeln.

Nach menschlichem Ermessen aller Fakten hat, um im Trump Jargon zu bleiben, der Mann aus Übersee die schweren Colts in der Hand. Die USA wenden sich aus gutem Eigeninteresse und tief enttäuscht für die nach Helmut Kohl nicht mehr als zuverlässig geltenden Deutschen ab. Wer die Lippen spitzt, muss auch pfeifen können.

Jetzt kommt es darauf an, Europa in klarer Orientierung zusammenzuführen – mit den Russen ein Übereinkommen zu suchen – und dieses in vieler Hinsicht schwer angeschlagene Deutschland im Eiltempo auf die Beine zu stellen. Ob Friedrich Merz das richtige Kaliber dafür ist, muss sich noch zeigen – Zweifel sind erlaubt! Bald schon könnte kein Weg mehr an Bündnisse mit der AFD vorbeiführen.

Plötzlich könnten viele staunen, welche ungeahnte Übereinstimmung die durch starke Wählervoten fundierte AfD, das Trump-Amerika und Putin in ihrer Abwehr des linken „Woke-Europa“ aufweisen. Die scharfe Kritik des amerikanischen Vizepräsidenten Vance auf der Münchner Sicherheitskonferenz gab einen Vorgeschmack auf künftige Konflikte.

Schon die laufenden Koalitionsgespräche werden zeigen, ob die dramatischen Zeichen der Zeit verstanden wurden. „Ami go home“, so blökten immer wieder neue Horden von Linken in geschichtsloser Dummheit auf unseren Straßen und Uni-Campusen ihr Traum von Glück geht in Erfüllung – gute Reise.