Kolumne von Georg Gafron

„Die Phantasie ist die Wirklichkeit von morgen!“. Eine Weisheit, die sich unzählige Male in der Geschichte der Menschheit bewahrheitet hat. Wenn dem nicht so wäre, würden wir Deutsche beispielsweise immer noch in den Gewändern der Germanen als Nomaden durch die Wälder ziehen. Die Sesshaftigkeit begann mit den ersten Pflanzungen, aus denen – Stück für Stück – die Drei-Felder-Wirtschaft erwuchs. Ohne die großen Entdeckungen und Erfindungen, oftmals Schöpfungen verlachter Sonderlinge, wäre für uns die Erde noch heute eine Scheibe. Nicht Trägheit und Gedankenfaulheit sind der Treibstoff in die Zukunft. Worauf es ankommt, sind Ideenreichtum und unkonventionelles Handeln.

Was im Großen gilt, gilt auch im Kleinem – also auch für Berlin. Doch die meisten in unserer Stadt jammern nur über die fehlende Kreativität und den Stillstand in so vielen Bereichen. Dabei haben sie sich selbst längst mit der Misere abgefunden und fühlen sich in der warmen Scheingeborgenheit der Stagnation sogar wohl. Denn alles Neue fordert auch Energien zum Mitmachen. Motivierende Ideen, die auch so etwas wie Verantwortungsgefühl und Tatkraft für das Große-Ganze erzeugen, scheinen fast lästig. Ein Beispiel ist die ausbleibende Reaktion auf zwei, nur mit Optimismus und Phantasie durchsetzbare Ideen der jüngsten Zeit.

Da nahm doch, der zu Überraschung vieler gewählte neue und junge Chef der IHK Berlin, der Unternehmer Jan Girl, seinen ganzen Mut zusammen und schlug tatsächlich die Bewerbung Berlins als Standort für die Weltausstellung Expo vor. Zur Zeit fühlt gerade diese die Kassen ganzer Branchen am Standort Dubai – tolle Idee, Ergebnis: Resonanz, nur müdes Abwinken.

Initiative Nummer 2: Der neue und parteilose Wirtschaftssenator, Stephan Schwarz will das vor sich hin siechende ICC zurück ins Leben holen. Seine Senatskollegen und auch die Berliner Stadtgemeinschaft zeigten sich erschrocken – das ICC darf also weiter verrotten, bis es vielleicht eines Tages im Verlauf des Klimawandels, ein gewaltiger Tornado in Form eines Zylinders im All entsorgt. Es muss schon nachdenklich machen, dass nicht eine einzige Tageszeitung diese Vorstöße aufgriff und eine Bürgerdebatte initiierte! Es gab mal Zeiten, da war Berlin mutiger. Warum nicht wieder und Das heute?